1995 Segeln an der polnischen Ostseeküste

1995 Segeln an der polnischen Ostseeküste

Eine Reisebeschreibung eines Segeltörns 1995 an der polnischen Ostseeküste.

 

Text © 1997/8 Eckehard Leuschner

Adaption fürs Internet © 1998 Matthias Leuschner

Wir selbst, das sind

Eckehard Leuschner
Diethelm Heine
Peter Wallner

an dem Törn haben streckenweise auch teilgenommen

Matthias Leuschner
Peter Heine

mit einer Duetta 86 vom „Potsdamer Yacht Club e.V.“, Berlin.  Wir  kommen aus Berlin über den Oder-Havel-Kanal und die Oder nach Trzebiez, stellen hier den Mast und beginnen dann unsere Segeltour.

 

Trzebiez (Ziegenort)

Lage: 53° 39,20′ N
14° 31,20′ E

Seekarten: D 1514, Pl. 22

Trzebiez liegt im südlichen Teil des Stettiner Haffs. Eine vor gelagerte künstliche Insel schützt den Hafen bei jedem Wetter vor Wind und Seegang.

Zollhafen

Dieser Ort ist Zollhafen für alle Schiffe, die von oder nach Deutschland über das Haff ein- oder ausreisen. Schiffe, die nach Swinoujscie wollen oder von dort kommen brauchen die Grenzkontrolle im SE-lichen Bereichs des Hafens nicht anzulaufen.

Ansteuerung

Der Ort kann sowohl vom Süden, also von Stettin kommend, wie vom Norden, aus dem Haff kommend, leicht angefahren werden.

Süd-Ansteuerung:

Von Stettin kommend fährt man die Oder in nördlicher Richtung bis zur grünen Tonne 15. Hier biegt man mit Kurs 301° vom Hauptfahrwasser ab und fährt durch die betonnte Nebenfahrrinne, ca. 30 m breit und 3 m tief direkt auf die SE – Hafeneinfahrt zu, hierbei passiert man das Tonnenpaar „TS-1 / TS-2“.
Das Richtfeuer

U.F: Oc. 5 s, 4 sm, 12 m (1,5)+3,5 s
O.F: F. 4 sm, 16 m

führt in den Hafen hinein.

Nord-Ansteuerung:

Vom Norden kommend weicht man bei dem Brama Torowa 3 vom Hauptfahrwasser der Oder mit Kurs 150° in das ebenfalls betonnte Nebenfahrwasser ab und kann direkten Kurs auf die NW – Hafeneinfahrt nehmen.

Ab der Tonne „TN-A“ beginnt eine ausgebaggerte Rinne von ca. 30 m, die nur an der Stb.-Seite betonnt ist. Das Richtfeuer

U.F.: Oc.Or 8 s, 10 sm, 14 m (1,5) + 3,5 s
O.F.: Oc.Or. 8 s, 14 sm, 20 m

führt ebenfalls direkt in den Hafen hinein.

Achtung ! Warnung ! Die Wassertiefe unmittelbar neben dem Tonnenstrich nimmt rapide ab. Die Gefahr des Auflaufens ist groß.

Liegeplätze:

Liegeplätze sind ausreichend im nördlichen Teil des Yachthafens, dem Sportboothafen vorhanden. Man legt sich hier an Mooringbojen mit dem Heck oder dem Bug zum Kai. Die Wassertiefen in diesem Teil des Hafenbeckens betragen über 3 m.. Der Hafen ist Ausbildungszentrum des Polnischen Seglerverbandes.

Versorgungsmöglichkeiten:

Im Yachthafen erhält man Wasser, Diesel gibt es in dem nur einige hundert Meter entfernten Fischerhafen. Wenn wir vom Sporthafen zu der Tankstelle im Fischereihafen fahren bitte nie das Setzen der Nationale vergessen. Bei dieser – wenn auch sehr kurzen Strecke – muss man am Zoll-Grenzpunkt vorbei fahren. Die Polen erwarten die Einhaltung der Yachtgebräuche.

Am Südende des Hafenbeckens befindet sich ein Restaurant in dem man gut und preiswert essen kann. Speisekarten gibt es neben polnisch auch in deutsch. In diesem Lokal kann man auch in deutscher Währung bezahlen.

Einkaufmöglichkeiten gibt es in dem kleinen Ort, nur etwa 300 bis 500 m vom Yachthafen entfernt, allerdings sind hier nur kleinere Läden vorhanden.

Sanitäranlagen:

In dem Gebäude der Segelschule gibt es gute Toiletten und Duschen. Schlüssel erhält man beim Hafenmeister. Auf dem Gelände befindet sich auch ein Telefon, mit Telefonmünzen kann man von hier leicht nach Deutschland telefonieren. Telefonmünzen gibt es bei der Post, auch haben wir einige in dem Restaurant gleich am Hafen erhalten.

Dziwnów (Dievenow)

Lage:

54° 01,60′ N
14° 43,60′ E

Seekarten: D 60, D 61, D 151, PL 202, PL 301

Distanz Swinoujscie – Dziwnów: 19 sm

Zwischen Swinoujscie und Kolobrzeg etwa auf der halben Strecke.

Das Dorf liegt am Ostufer des gleichnamigen Flusses Dziwna, der 35 km lange östliche Mündungsarm der Oder. Dieser Fluss kommt aus dem Stettiner Haff (und trennt die Insel Wolin vom Festland.

Ansteuerung:

Leucht-Glockentonne „DZI“:

54° 04,00′ N
14° 42,00′ E
r-w. skr. gestreift (LFl. 10 s) 
Bakenförmig mit r. Ball

Die Einfahrt ist von See kommend kaum auszumachen, erst kurz vor der Einfahrt erkennt man die Molenfeuer. Von der Tonne fährt man mit rwK 142,5 in den Hafen hinein und hält zunächst beim Kapitanat auf der Ostseite gleich zu Beginn der Einfahrt.

Direkt vor den Molenköpfen muss man wegen der Strömung besonders vorsichtig sein. Bitte halten Sie ausreichenden Abstand vom westlichen Molenkopf.

Ostmole: Betonpfeiler, 10 m, F. R.Westmole: Betonpfeiler, 10 m, F. G
Im Ostteil des Fischereihafen.
Liegeplätze:

Versorgungsmöglichkeiten:

In unmittelbarer Nähe des Fischereihafens befinden sich Einkaufsmöglichkeiten. Restaurants sind im Innern des Ortes, etwa 1,5 km vom Liegeplatz entfernt.

In einer circa 1.000 m entfernten Tankstelle landeinwärts, direkt am Fluss, ist Diesel zu erwerben. Im Fischereihafen gibt es Strom und Wasser. Um mit dem Schiff zur Tankstelle zu kommen, muss man den Fluss aufwärts fahren und eine Brücke passieren, die vier mal täglich geöffnet wird. Diese Brücke verbindet die Insel Wolin mit dem Festland.

Sanitäranlagen:

Sind in einem kleinem Gebäude neben dem Hafenmeister vorhanden, diese sind sauber und ordentlich. Einen Schlüssel erhält man vom Hafenmeister.

Zum Ort:

Der kleine Fischerort mit Sol- und Moorbad gehört ebenfalls seit 1945 zu Polen und heißt heute Dziwnów, Woiwodschaft Szczecin.

Kolobrzeg (Kolberg)

Lage:

54° 11,20′ N
15° 33,10′ E

Seekarten: D 60, D 61, D 145, D 151, PL. 202, PL. 301

Distanz von Dziwnow 32 sm

Ansteuerung:

Leuchttonne „KOL“(Blk. 10 s) 54° 13,22′ N
15° 31,55′ E
r-w. skr. gestreift,
bakenförmig mit r. Ball

Von dieser Tonne fährt man mit 148° in Richtung auf die deutlich erkennbaren Getreidesilos. 

Nach dem Einfahren in die Parseta (Persante) liegt auf der ostseite der Leuchtturm: roter Turm mit Kuppel, schwarzem Dach, nahe der Ostmole

Ubr. (2)-12 s, (1)+2+(1)+8 s, 18 sm, 36 m

Ostmole: weißer Pfahl mit rotem Band, F.r., N.S.: Mo „K“- 1 Min.

Westmole: weißer Pfahl mit grünem Band, F. gn

Liegeplätze:

Im Yachthafen. Hier liegt man gut.

Es ist der einzige polnische Hafen, bei dem man vom Hafenmeister Informationen über den Yachthafen, über die Angebote der Hafenmeisterei, über Liegegebühren und über den Ort erhält.

Besonderheiten:

Bei starkem Seegang und Starkwind aus westlichen und nördlichen Richtungen sollte man den Hafen nicht anlaufen, entstehende Strömungen sind nicht erkennbar und deshalb gefährlich. Hinzu kommt die Möglichkeit von entstehenden Grundseen.

Achtung Sperrgebiete:

Bitte unbedingt die in den Seekarten vermerkten Sperrgebiete beachten. Informationen über Sperrung oder über freie Passierbarkeit erhält man beim Hafenmeister. Es gibt auch die Möglichkeit schon vor Beginn des Törns sich zu erkundigen bei

Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie
Dierkower Damm 45
18146 Rostock
Tel.: 0381 – 456 35
Fax: 0381 – 456 39 48

Versorgungsmöglichkeiten:

Wasser erhält man im Yachthafen. Diesel gibt es an einer Tankstelle auf der Westseite der Perseta (Persante) , etwa vis a vis der Grenzkontrollstelle.

Sanitäranlagen:

Im Yachthafen sind Container vorhanden, diese sind jedoch in einem erbärmlichen Zustand. Es gibt einen Toiletten Container für Damen und Herren und einen weiteren Container mit drei Duschen von denen jedoch nur zwei funktionieren und diese auch noch sehr mangelhaft. Mehrere Segler, wir auch, haben diesen Mangel im Gästebuch vermerkt:

Aus Nord und West
aus Süd und Ost
da landen hier die Schiffe.

In Kolberg liegt man angenehm
hier gibt es keine Riffe

Der Segler ist nicht anspruchsvoll,
braucht keine weichen Betten.

Doch wünscht er sich am Hafen hier
schon bessere Toiletten

Die Hafencrew ist sprachgewandt
und hilfsbereit gewesen.

Dafür bedankt sich: Eckehard
mit seinem „HIMMELSBESEN“

(Diethelm Heine)

Geschichte:

Gründung als slawische Burg mit städtischer Siedlung aus dem 9. Jahrh., 2,5 km von der Küste, auf dem rechten Ufer der Persante, südlich der Salzquellen, die dem Ort wirtschaftliche Bedeutung gaben.

972 hat der polnische Staatsgründer Mieszko I Kolberg in sein neu entstandenes Reich eingegliedert, zu dieser Zeit war Kolberg bereits reich und mächtig.

Im 1248 wurde Kolberg Mitglied der Hanse und betrieb weitreichenden Handel.

Der stattliche Mariendom (Anfang des 14. Jahrh.) zeugte vom Reichtum der Stadt 1648 kam Kolberg an Brandenburg. Im Siebenjährigen Krieg wurde Kolberg dreimal von den Russen belagert und 1761 eingenommen.

1807 verteidigten Gneisenau und Nettelbeck die Stadt erfolgreich gegen die Franzosen.

1945 kam Kolberg nach dem Potsdamer Abkommen zu Polen und heißt seitdem Kolobrzeg. Es gehört heute zur Woiwodschaft Koszalin.

Sehenswert:

Mariendom aus dem 14. Jahrh.. Ein Bau aus rotem Backstein mit einer fünfschiffigen Basilika und massiven Doppeltürmen, die das Stadtbild beherrschen. Der Dom war 1945 völlig ausgebrannt und wurde ab 1948 wieder aufgebaut.

Das Rathaus im neugotischen Stil, von Karl Friedrich Schinkel gezeichnet und 1829 bis 1832 erbaut ist gleichfalls wieder aufgebaut. Heute befindet sich hier eine Galerie der Gegenwartskunst.

Spätgotische und klassische Patrizierhäuser wurden und werden rekonstruiert. Das Haus der Familie Schlieffen aus dem 15. Jahrh. beherbergt heute ein Museum.

Der Pulverturm (Basta Prochowa) stammt aus dem 14. Jahrh. Hier befindet sich heute die Touristen Information.

Darlowo (Rügenwalde)

Lage:

54 26,5 0′ N
16 22,50 ‚ E
Seekarten: D 60, D 61, D 145, Pl. 202,Pl.301

Distanz von Kolobrzeg bis Darlowo: 33 sm

Ansteuerung:

Es gibt keine Ansteuerungstonne.

Man kann jedoch von See kommend den großen Turm der Marienkirche und den Getreidesilo erkennen. Mit Kurs 128° fährt man auf die Marienkirche zu Sobald man die Innenkante der Ostmole deutlich sieht fährt man mit 106 ° in die Hafeneinfahrt und damit in die Wieprza (Wipper) hinein.

Ostmole: r.w. wgr. gestreifter Gitterturm, F.R. 7 sm, 10 m

Westmole: gr.w. wgr. gestreifter Gitterturm, F.G. 7 sm, 10 m

Leuchtturm, roter, viereckiger Turm mit w. Galerie, Blk (2)-15s,15 sm, 20 m, 2+(3)+2+(8)s

Besonderheiten:

Quer zur Hafeneinfahrt laufen Strömungen. Bei Sturm oder bei starkem Seegang sollte man die Ansteuerung meiden. Die hohe See und der starke Querstrom vor der Hafeneinfahrt sind äußerst gefährlich.

Bei der Weiterfahrt nach Ustka ist unbedingt zu klären, ob die Sperrgebiete 6 a, 6 und 9 durchfahren werden dürfen. Informationen hierüber erhält man bei dem Kapitanat. Siehe auch Informationen im Bericht über Kolobrzeg.

Auch an den „freien“ Tagen ist darauf zu achten, dass sich in den Schießgebieten „Zielscheiben“ befinden, diese sind etwa 2 m hoch und 2 x 2 Meter groß und offensichtlich fest verankert. Wir konnten nicht feststellen, ob diese nachts beleuchtet sind.

Liegeplätze:

Diese werden wie immer -so auch hier- zugeteilt. und zwar hinter der Schiebebrücke, wiederum an der Uferpromenade. Hier macht man am Ostufer des Flusses fest.

Bei starkem Seegang und Wind aus West ist es unmöglich in der Wieprza an der Kaimauer liegen zu bleiben. Wir sind bis in den ca. 4 km entfernten Industriehafen „geflüchtet“. Erst hier lag unser „Himmelsbesen“ ruhig. In den Silos gab es sogar Toiletten und auch passable Duschen. Wenn in den Silos gearbeitet wird und an den Kaimauern Schiffe be- und entladen werden, können Sportboote dort natürlich nicht anlegen.

Versorgungsmöglichkeiten:

Wasser bekommt man im sog. Winterhafen bei der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Diesel haben wir in der 5 km entfernten Stadt an einer Tankstelle kaufen müssen. Mit unseren Kanistern sind wir dann mit der Taxe zum Liegeplatz gefahren.

Restaurants und Läden gibt es ausreichend in Darlowko (Rügenwaldermünde)

Sanitäranlagen:

Es sind keine vorhanden. 

Um dennoch Duschen zu können, haben wir uns in der Pension „Albatros“, Darlowko, ul. Wilków Morskirch, zum Preise von Zloty 25.– eingemietet, das heißt wir haben lediglich für 2 Personen die Dusche benötigt. Das Ehepaar Laskowski führt diese Pension. Beide Eheleute sprechen sehr gut deutsch. Die Pensionsgäste sind auch überwiegend Deutsche.


Geschichte:

Die Gründung erfolgte 1271 durch Witzlaw II von Rügen. Nach dem Zerfall der Siedlung und der Neugründung wurde sie 1312 Mitglied der Hanse und hatte bis in das 16. Jahrh. bedeutenden Handel nach Skandinavien und nach Polen. Die Stadt bekam im 14. Jahrh. das Lübische Stadtrecht. 300 Jahre lang war Rügenwalde Sitz der pommerschen Herzöge.

Das Ostseebad Darlowko (Rügenwaldermünde) ist 1936 eingemeindet worden. Ihre größte Bedeutung hatte die an der Mündung der Wieprza ( Wipper) gelegene Stadt jedoch nicht als Herzogssitz sondern als Hafenstadt. Der Rügenwalder Hafen war im Mittelalter der wichtigste zwischen Kolberg und Danzig.

1945 wurde Rügenwalde, das kaum zerstört war, polnisch und heißt seitdem Darlowo und gehört zur Woiwodschaft Koszalin (Köslin).

Sehenswert:

Eindruckvollstes Gebäude in Rügenwalde ist die gotische Marienkirche mit deren Bau im 14. Jahrh. begonnen wurde. Die Kirche birgt die Grabstätte des Dänenkönigs Erik I, gest. 1459, und der Herzoginnen Elisabeth und Hedwig.

Im früheren Schloss der Herzöge von Pommern ist jetzt ein Museum.

Ustka (Stolpmünde)

Lage:

54° 35,60′ N
16° 51,20′ E
Seekarten: D 60, D 61, D 145, Pl. 202,Pl.301

Distanz Darlowo – Ustka: 20 sm

Ansteuerung:

Es gibt keine Ansteuerungstonne. 

Von See kommend fährt man mit 153° auf den markanten, roten achteckigen mit einer weißen Kuppel versehenen Leuchtturm zu.

Der Turm, Oc.-6 s (2)+4 s, 18 sm, 22 m steht auf der Ostmole. Die Grenzkontrolle befindet sich kurz hinter dem Leuchtturm auf der Ostseite des Flusses Slupia (Stolpe)

Ostmole: roter Pfahl mit weißem Band, Iso.R.-6 s, 7 sm, 11 m

Westmole: grüner Pfahl mit weißem Band, Iso.G-6 s, 7 sm, 10 m

Besonderheiten:

Die obige Entfernungsangabe Darlowo – Ustka gilt nur dann, wenn die auf dieser Strecke liegenden Sperrgebiete 6, 6a und 9 frei sind. Wenn die Sperrgebiete umfahren werden müssten, ist die Distanz bedeutend größer.

Liegeplätze:

Nur an der Uferpromenade. Die Plätze werden zugewiesen. Es gibt keinen Service, auch keine sanitären Anlagen.

Selbstverständlich haben wir uns bei der Ankunft angemeldet. Auch hier wurden wir nicht gefragt woher wir kommen. Sie wussten es, wie es alle Behörden in jedem Hafen immer gewusst haben.

Weil keine sanitären Anlagen vorhanden waren, hatten wir uns zu dem knapp 100 m gegenüber liegenden Yachtclub „HOM“ verholt. Im Club wurden wir sofort darauf hingewiesen, dass wir den Platzwechsel dem Kapitanat melden müssen. Wir haben es auch getan. Im Club arbeitet Jan, er ist ca. 55 Jahre alt, spricht fließend deutsch und ist in jeder Hinsicht hilfsbereit.

Am nächsten Morgen sind wir zur Erledigung der Formalitäten zu unserem Ursprungsplatz an der Uferpromenade zurück gefahren. Ich ging zur Abmeldung zum Hafenkapitän, knapp 100 m entlang der Uferpromenade und bat Dieter inzwischen mit dem Schiff zu diesem Gebäude vor zu fahren. Unser Boot stand danach direkt unter dem Haus des Kapitanats. Ich meldete uns ab und teilte gehorsam unser nächstes Ziel mit. Frau Hafenkapitän nahm alles entgegen, fragt, ob das vor Ihrer Tür stehende Schiff unser „Himmelsbesen“ sei und bat mich um zusätzliche Abmeldung per Funk. Ich stieg die Treppe hinunter, ging etwa 20 m bis zum Schiff und verabschiedete mich dann über Funk. So muss es sein. Ihr genügte es nicht, dass sie uns abfahren sah.

Wir sind im Kapitanat sehr zuvorkommend behandelt worden. Aus dem dortigen Computer erhielten wir einen aktuellen, exakten Wetterbericht, natürlich in polnisch, aber mit ausreichenden Erklärungen in englisch.

Versorgungsmöglichkeiten:

Einkaufsmöglichkeiten und Gaststätten gibt es ausreichend in unmittelbarer Nähe des Ortes. Wasser erhält man im Yachtclub „HOM“ auf der Westseite des Flusses. Allerdings gab es Schwierigkeiten; es war zwar ein ausreichend langer Schlauch vorhanden, aber das notwendige Anschlussstück konnte trotz Bemühungen vieler Hände nicht gefunden werden.

Sanitäranlagen:

Überhaupt keine. Allerdings ist ca. 100 Meter von der Uferpromenade entfernt eine gebührenpflichtige öffentliche Toilettenanlage, diese ist aber nur von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Geschichte: 

Stolpmünde wurde als Hafenstadt 1337 von der Stadt Stolp gekauft. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verfiel der Hafen; seit 1831 wurde er von Preußen ausgebaut.

1945 kam der Ort ebenfalls an Polen und heißt seitdem Ustka und gehört zur Woiwodschaft Koszalin. Heute befindet sich hier größere fischverarbeitende Industrie.

Sehenswert:

Es ist ein hübsches See- und Erholungsbad und gilt als das größte in dieser Region. Ein Spaziergang entlang der Küstenpromenade ist empfehlenswert.

Leba (Leba)

Lage:

54° 45,70′ N
17° 33,30′ E

Seekarten: D 60, D 61, D 145, Pl. 202, Pl. 301

Von Ustka bis Leba 32 sm

Ansteuerung:

Lcht-Gl.-Tn, „Leba“ 

 

54° 46,60′ N
17° 32,50′ E

rot r-w. skr. Gestreift 
bakenförmig mit r. Ball, LFl.- 10s

von dieser Tonne fährt man mit 164,5° direkt auf die Molenfeuer zu.

Ostmole: Blz, r.- 5 s 3 sm 0,5+(4,5)

Westmole: weiss-grün wgr. gestreifter Pfahl mit Galerie, F. gn., 6 sm, 10 m

Die Grenzkontrolle befindet sich auf der Ostseite des Flusses, etwa 300 – 350 m nach den Molenköpfen.

Liegeplätze:

In Leba existiert kein für Sportboote geeignetes Hafenbecken. Man muss in die Stadt hinein fahren und dort in dem nach links abbiegenden Zweig an der Ul. Abrahama anlegen. Hierfür sind geeignete Plätze für etwa 10 Yachten vorhanden. 

Foto:

Liegeplätze in Leba an der Uferpromenade

Sanitäranlagen:

Es gibt überhaupt keine Sanitär-Einrichtungen.
Wir hatten hiernach vergeblich Ausschau gehalten. Nur wenige Meter von unserem Liegeplatz lag ein Hotel das unter anderem auch eine Sauna anbot. Mit dem Portier wurden wir bald einig. Wir konnten die Sauna und damit auch die Toiletten und die Duschen für Zloty 25,– (ca. DM 14,–) erhalten. Auf die Sauna haben wir allerdings verzichtet.

Versorgungsmöglichkeiten:

Im Ort, der nur wenige Meter von unserem Liegeplatz beginnt kann man alles einkaufen. Nach Wasser hatten wir uns nicht erkundigt, ich glaube aber, dass Wasser bei den vis á vis liegenden Fischern erhältlich sein müsste. Eine Diesel Tankstelle ist auf der anderen Seite der Ul. Abrahama vorhanden. Mit den Öffnungszeiten muss man jedoch vertraut sein.

Es gibt auch direkt an den Liegeplätzen eine Pension „Pensionat Kapitanski“. Die Inhaber sprechen fließend deutsch, sie haben über 10 Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet. 

 

Das Ehepaar Grzegorz Wieczorek ist sehr behilflich.

Geschichte:

Das kleine Seebad liegt auf einer schmalen Landzunge zwischen dem Jezioro Lebsko (Leba-See) und dem Jezioro Sarbsko (Sarbsker See), es hat nur 3 000 Einwohner, dennoch kann es auf eine lange Geschichte zurückblicken.

1357 erhielt das Dorf durch den Deutschen Orden lübisches Stadtrecht.

Der Ort liegt heute östlich vom gleichnamigen Fluss. Um 1570 lag der Ort Leba an der Westseite des Flusses Leba. Hier ist er durch Wanderdünen und Flut untergegangen. Eine aus dem Dünensand noch herausragende Kirchenruine ist zu besichtigen.

Sehenswert:

Die Wanderdünen von Leba, liegen etwa 8 km westlich von dem Ort. Sie erreichen teilweise eine Höhe von nahezu 50 Meter. Das Gebiet der Wanderdünen befindet sich in dem 1966 angelegten Nationalpark Slowinski Park Narodowy. Dieser Nationalpark umfasst auch den Leba-See. Er ist von der Ostsee durch die 17 Km lange Leba-Nehrung abgetrennt, auf der sich auch die größten Dünen befinden. Die Landschaft erinnert an eine Wüste. Hier soll -nach verschiedenen Beschreibungen- Rommel für seinen Afrika-Krieg geübt haben. Dieses trifft jedoch nicht zu.

Zu den Dünen gelangt man von Leba aus mit der „Stadtbahn“, diese fährt bis zum Eingang des Naturparks, Fahrstrecke ca. 6 km. Der Eintritt in den Park ist gebührenpflichtig Am Eingang kann man Elektroautos mieten, die den Besucher bis 2 – 2,5 km an die Dünen heranfahren. Für den Rest kann man sich Fahrräder mieten oder muss zu Fuß gehen. Kraftfahrzeuge sind absolut verboten

Westlich von Leba, in dem kleinen Ort Rabka, befinden sich noch Reste von Raketenabschussrampen. Von hier versuchte die Deutsche Wehrmacht ihre V – 1 und V – 2 Raketen nach England abzuschießen.

Ein Besuch lohnt sich. Sehenswert:

Wladyslawowo (Großendorf)

Lage:

54° 47,90′ N, 18° 25,60′ E
Seekarten: D 60, D 144, D 1443, Pl. 51, Pl.301

Distanz Leba – Wladyslawowo: 34 sm

Ansteuerung:

Leucht-Glockentonne “ WLA“ 54° 48, 00′ N, 18° 27, 00′ E
r-w. skr. gestreift, bakenförmig mit r. Ball, Fkl. (40 Blitze in 1 Min.), 6 sm

Von dieser Ansteuerungstonne fährt man mit 260° auf den auf der Ostmole stehenden Pfahl und die Turmspitze des markanten 68 m hohen „Haus des Fischers“ zu und zwar soweit bis der Kopf der Nordmole steuerbord querab liegt. Erst dann dreht man nach Steuerbord und läuft direkt auf die Hafeneinfahrt zu.

Vorsicht: Die Nordmole ist weitreichend zu umfahren. In diesem Bereich bilden sich immer wieder Sandbänke.

Nordmole: grüner Turm mit Galerie und Kuppel, Wchs. (2+1) W/gn.- 25 s, Mi. gn.- 25 s, 16 / 6 sm, 14 / 13 m

Ostmole: w.,r. umrandetes Quadrat auf w. Gitterturm, F. w/r/gn., 8 sm, 14 m Leitf. F. 260 °

Versorgungsmöglichkeiten:

Wasser kann man bekommen jedoch keinen Diesel. Bis zu den Geschäften im Ort sind einige hundert Meter zu laufen.

Liegeplätze:

Es gibt nur den sehr großen Fischerei Hafen. In diesem Hafen kann an einem Westkai angelegt werden. Der Hafen und der Ort bietet nichts. Wenn möglich sollte man diesen Hafen meiden. 

Sanitäranlagen:

Es sind Toiletten und Duschen im Hafengebäude, bei den Grenzbeamten und dem Kapitanat vorhanden. Diese werden aber nicht offiziell angeboten. Sie sind eigentlich nur für die Fischer bestimmt, die hier auch gleichzeitig ihre Umkleideräume haben.

Wir mussten eindringlich um die Duschen bitten, leider hat es aber mit dem Warmwasser nicht geklappt.

Zum Ort:

Es gibt nichts interessantes zu berichten.

Es handelt sich um den größten Fischerhafen Polens. Im Hafen liegt man zwar gut und geschützt. Aber alles in allem ist er nicht zu empfehlen.

 

Hel (Hela)

Lage:

54° 36,10′ N
18° 48,10′ E
Seekarten: D 60, D 144, D 1443, PL. 51, PL. 101, PL. 301

Distanz Wladyslawowo – Hel: 24 sm

Vom Kapitanat in Wladyslawowo(Großendorf) hatten wir erfahren, dass das Sperrgebiet zwischen unserem Ausgangsort und Hela, nämlich die Gebiete No. 10 und No. 11 frei sind. In unserer 97er Seekarte ist außerdem noch ein Gebiet an der Ostspitze von Hela eingezeichnet als „Militärsperrgebiet für ausländische Fahrzeuge“. Mir ist – immer unter Berücksichtigung der Sprachschwierigkeiten – verständlich gemacht worden, dass es diese Sperre nicht nur für den 15.6.97 nicht mehr gibt, sondern auch dass sie seit 1996 ganz aufgehoben sei.

Wir konnten von Wladyslawowo gut segeln, ein Umfahren der Sperrgebiete war also nicht nötig.

Ansteuerung:

Es muß unbedingt die Ansteuerungstonne „HL – S“(Südtonne einer Untiefe) erreicht werden. 

 

Die Spitze der über 35 km langen Landzunge Hel muß umfahren werden. Auf dem Südende befindet sich ein rotbrauner, achteckiger Turm mit Galerie auf der Position:

54° 36,00 ‚N
18° 49,00 ‚E
Glt.- 10 s, 17 sm, 41 m
Nebel Signal: Morse „O“- 1 Min.

Von der Leuchttonne „HL – S“, rot mit weißem Band, Süd-Toppzeichen steuert man mit 352° direkt auf die Molenköpfe

Westmole: weiß-rot waggerecht gestreifter Gitterturm, Ubr. (2),r.- 12 s, 6 sm, 9 m

Südmole: Turm auf einem Gebäude, F. w/gn, 3 sm, 9 m, gn. 353° – 280 °, w. -353 °


Versorgungsmöglichkeiten:

Liegeplätze:

Nur im Industriehafen, sehr schlecht

Sanitäranlagen:

Keine

Geschichte:

Gdynia (Gdingen)

Lage:

54° 31,10′ N
18° 33,80’E
Seekarten: D 60, D 144, D 1443, Pl. 1, Pl. 51, Pl. 101


Distanz Hel – Gdynia: 12 sm

 

Ansteuerung:

Der Yachthafen liegt am Südteil des gesamten Hafengebietes. Vor der Gesamt-Hafenanlage befindet sich eine von Nord nach Süd verlaufende Schutzmole. Diese muss man südlich umfahren. Am Südkopf steht ein Betonturm mit achteckiger Kuppe und Plastikdach

54° 31,00′ N
18° 34,00 ‚ E

Ubr. gn.- 10 s, 9 sm, 12 m

Die Einfahrt in den Yachthafen ist durch zwei Molenköpfe gekennzeichnet:

Westmole: Betonsäule, F. r, 2 sm, 5 m

Ostmole: Betonsäule, F. gn, 2 sm, 5 m

Versorgungsmöglichkeiten:

Wasser kann man von den Clubs im Hafengelände erhalten. Es war uns allerdings nicht möglich, heraus zu finden wo es Diesel gibt. Offensichtlich nur bei einer ziemlich weit entfernten Autotankstelle außerhalb der Stadt.

Eine definitive Auskunft erhielten wir nicht. Wir haben zwei Marinesoldaten angesprochen. Aber auch die beiden gaben uns keine verbindlich Antwort, allerdings ließen sie sich unsere leeren Kanister geben und sagten sie würden mit Diesel in 20 Minuten zurück sein. Das waren sie auch. Sie brachten uns die gefüllten Kanister zurück. Wir haben dafür den in Polen normal üblichen Preis bezahlt. Woher die beider Mariners den Diesel hatten, ist uns auch heute noch ein Rätsel.

Liegeplätze:

Nur im Yachthafen, dieser liegt separat südlich von dem großen Reederei Hafen. Der Yachthafen ist staatlich, bei der Einfahrt hat man sich gleich vorn bei dem Kapitanat zu melden. Innerhalb des Hafens können sich die Gäste einen Platz suchen.

Das Hafenbecken wird von fünf verschiedenen Clubs genutzt. Wir haben uns mit unseren Schiff an die Steganlage vom Club „Gryf“ (auf deutsch: Greif) gelegt.

Erst am Tage unserer Abfahrt, wir lagen vier Tage in Gdynia, erfuhren wir von der Existenz des Club-Manager, Herrn Jan Kaufmann. Herr Kaufmann spricht fließend deutsch, hatte uns die ganze Zeit über ständig beobachtet, hatte auch unsere Probleme mit dem Diesel und mit der Unterstellung eines Motorrades erkannt.

Von unserer Crew ist ein Mitglied vereinbarungsgemäß in Gdynia ausgestiegen und ein neues Mitglied hinzu gekommen. Herr Peter Heine kam aus München mit dem Motorrad an, wollte einige Tage mit uns mit segeln und dann mit der Bahn zurück nach Gdynia, um sein dort untergestelltes Motorrad abzuholen und wieder nach München zurückfahren. Wir haben sehr viel herumfragen müssen bevor wir eine Unterstellmöglichkeit für das Motorrad fanden. Obwohl Herr Kaufmann unsere Anstrengungen beobachtete – wie er uns später selbst mitteilte – ist er von sich aus nicht zu uns gekommen, um seine Hilfe anzubieten. Er war der Meinung wir hätten nach ihm fragen sollen. Aber wie sollten wir das? Wir wussten doch nichts von seiner Existenz. Die Pförtner vom „Gryf“ verstanden uns nicht, sie haben auch unser zeigen auf das Stützpunktschild der Kreuzer-Abteilung nicht durch Gesten beantworten können.

Sanitäranlagen:

Sie sind lausig, im Club „Gryf“ sind sie dunkel, schmuddlig und unansehnlich. Dabei hatten wir -allerdings erst nach einigen Tagen- festgestellt, dass es innerhalb der Halle auch bessere, saubere und gekachelte Möglichkeiten gegeben hätte. Aber diese waren nicht für uns bestimmt.

Geschichte:

Gdingen hat eine junge Geschichte. Die Hafenstadt ist erst nach dem 1. Weltkrieg gegründet worden.

Ursprünglich befand sich an dieser Stelle ein kleines kaschubisches Fischerdorf. Der damaligen Republik Polen war im Versailler Vertrag nur ein schmaler Zugang zur Ostsee zugestanden worden. Der neue Hafen hatte schon nach kurzer Zeit Danzig den Rang abgelaufen.. Im Jahre 1926, als ihm die Stadtrechte verliehen worden sind, war Gdingen noch ein Fischerdorf, nur zwölf Jahre später zählte es bereits 120 000 Einwohner

Stützpunkt der Kreuzer Abteilung


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